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Humanist Computer Interaction auf dem Prüfstand

Das Projekt Humanist Computer Interaction auf dem Prüfstand lief vom 01. Oktober 2017 bis 30.09.2020 (ausgabenneutrale Verlängerung bis 31.03.2021). Initiiert wurde das Forschungsvorhaben gemeinsam durch die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), die Hochschule Mainz und die Technische Universität Darmstadt. Es wurde im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP+ von 2017 bis 2020 bzw. mit kostenneutraler Verlängerung bis 2021 finanziert. In dieser Förderlinie kam dem Projekt als einem der ersten geisteswissenschaftlichen Forschungs­anliegen eine Vorreiterrolle zu.

Inno­vationsziel des Projekts war die Analyse und Validierung der Potentiale von geisteswissenschaftlichen Nutzungsformen virtueller Forschungsumgebungen. Mittels einer Prozessanalyse der gemeinsamen Bearbeitung eines geisteswissenschaftlichen Forschungsfeldes mit digitalen Forschungsapplikationen wurden neuartige Anwendungsformen und Kollaborationsmo­delle identifiziert und deren Weiterentwicklung in Gang gesetzt.

Die wesentliche Motivation dabei war es, durch die Identifikation, Dokumentation, Analyse und Auswertung innovativer Nutzungs-, Arbeits- und Forschungsprozesse einen Beitrag zum besseren Verständnis und zur Unterstützung interdisziplinärer Mensch-Maschine-Interaktion in den Geisteswissenschaften zu leisten.

Dazu wurden 19 internationale Forschungsgruppen an die verschiedenen digitalen Werkzeuge und Inhalte herangeführt und ihre konkreten Nutzungspraktiken und Forschungsprozesse innerhalb der virtuellen Forschungsumge­bung untersucht. Aus den Ergebnissen der Untersuchung wurden schließlich Referenzmodelle für die Implementierung und Gestaltung von virtuellen wissenschaftlichen Forschungsprojekten sowie Best Practice Empfehlungen für die strukturelle und prozessuale Verknüpfung von technischen, methodologischen und inhaltsbezogenen Arbeitsebenen abgeleitet.

 

Projektarchitektur

Diese Forschungsambition kam in der Projektarchitektur durch drei eng miteinander verzahnte Komponenten zum Ausdruck, die jeweils durch eine der beteiligten Hochschulen bearbeitet wurden.

Methoden

Zur Validierung des gesellschaftlichen und technologischen Innovationspotenzials geisteswissenschaftlicher Forschung kam innerhalb des Projekts "Humanist Computer Interaction" ein Multi-Methoden-Mix zum Einsatz.

Die im Humanist-Projekt gewählte Validierung in drei Phasen mit der Einteilung befragter Personen nach Wissens- und Bildungsstand ist im Forschungsgebiet Human Computer Interaction ein sehr etabliertes und bewährtes Vorgehen. Basierend darauf erfolgte die Einteilung der Proband:innen im Projekt in die Gruppen der Expert:innen, der Noviz:innen und der Anwender:innen, um möglichst viele Sichtweisen von Berufswissenschaftler:innen mit entsprechender Forschungserfahrung in der dazugehörigen Disziplin zu erfassen.

Die Experten:innen wurden im Rahmen der Experteninterviews befragt, um sowohl einen Überblick über das Themenfeld der Digital Humanities zu erlangen als auch die getätigten Aussagen mit in den anderen Phasen gewonnenen Erkenntnissen zu vergleichen. Die Auswahl der Experten wurde dabei nach Kriterien in der Fachliteratur getroffen.

Ziel der Interviews mit einschlägigen Expert:innen aus dem Forschungsfeld der Digital Humanities war die Validierung und Exploration von Innovationspotenzialen digitaler Methoden und Werkzeuge in den Geisteswissenschaften.

 

Die Erhebung der die Noviz:innen betreffenden Daten geschah durch Workshops in Form von Hands-On-Sessions und daran anschließende Diskussionsrunden. Diese dienten der Vermittlung und Erprobung wesentlicher digitaler Methoden sowie der Erfassung nutzerbezogener Praktiken, Erfahrungen und Rückmeldungen.

Zusätzlich wurden Eyetracking-Sitzungen mit 35 Noviz:innen durchgeführt, um objektive Usability-Daten zu erheben. Darüber hinaus wurde eine standardisierte Befragung basierend auf TAM3 zur späteren Beurteilung der Technologieakzeptanz für digitale Forschungswerkzeuge unter den Novizen erhoben, in welche auch die Daten aus dem Eyetracking einflossen. Ergänzend wurden Workflow-Analysen analoger und digitaler geisteswissenschaftlicher Prozesse mit den Proband:innen zur späteren Forschungsprozessanalyse durchgeführt.

Folgende Module bildeten die Bearbeitungsszenarien:

  • Einführung in das Annotieren anhand einfacher Markup-Elemente
  • Vorstellung einer grafischen Benutzeroberfläche zur Annotierung und praktische Anwendung anhand von Beispielen aus den Variae
  • Textlinguistische Korpusanalysen
  • Netzwerkanalyse bzw. Netzwerkvisualisierung auf Basis verschiedener Metadaten
  • Georeferenzierung durch Korrelation von Orts- und nicht-räumlicher Metadaten
  • Dateiversionsverwaltung und digitales Publizieren

Die Workshops wurden so aufgebaut, dass sie der Heterogenität der Probandengruppe sowie den mitgebrachten Kenntnisständen im Bereich der eHumanities angepasst werden konnten.

 

Um einen Einblick in die angewandte Forschungsarbeit digitaler Geisteswissenschaften zu erhalten, wurden im Frühjahr 2020 verschiedene Forschungsprojekte im Umfeld der Digital Humanities besucht.

Die Anwender:innen wurden in Projektvisitationen im Aufbau ähnlich zu den Experteninterviews befragt, um Erkenntnisse über Erfahrungen in den Projekten mit forschungsbasierten Workflows sowie weitere Einsichten in nutzeranalytische Innovationspotenziale digitaler Methoden und Werkzeuge zu erlangen. Grundlage für die Auswahl der Projekte war eine umfangreiche Liste an digital-geisteswissenschaftlichen Forschungsprojekten im deutschsprachigen Raum sowie ein ausführlicher Kriterienkatalog.

Zur Aggregation der Audio- und Videodaten wurde, vor allem im Rahmen der Workshops, eine aufwändige Erfassungsumgebung mit mehreren Kameras und Mikrofonen aufgebaut, sodass alle teilnehmenden Personen für die spätere Transkription eindeutig zuzuordnen und identifizierbar waren. Die Transkription selbst war notwendig, um die Daten methodisch sauber und transparent in Form der qualitativen Inhaltsanalyse auszuwerten. Die für die Beantwortung der Forschungsfragen zentralen Textstellen wurden im Zuge der Analyse gleichermaßen technisch, methodisch und inhaltlich codiert, um eine möglichst detaillierte Sicht auf die Daten zu garantieren.

 

Gefördert vom

Gefördert durch das BMBF zur Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung (VIP+).